HomeKontaktImpressum
Vorsicht Schluckstörung!
Schlucken - eine lebenswichtige Fähigkeit
Das Schlucken wird schon im Mutterleib gelernt und trainiert, weil es die einzige natürliche Möglichkeit ist, den Körper, auch schon unmittelbar nach der Geburt, mit Nahrung zu versorgen. Es handelt sich dabei um einen äußerst komplexen Vorgang, an dem viele Nerven, Muskeln und Organe beteiligt sind, die sehr exakt gesteuert werden müssen. Aber darüber brauchen wir uns eigentlich keine Gedanken zu machen, da es unbewußt und automatisiert abläuft.
Das normale Schlucken
Wir machen den Mund auf, die Nahrung wird hineingegeben, zerkleinert, eingespeichelt und dann von der Zunge in den Rachen transportiert. Dort, im Übergangsbereich von Mund und Rachenraum, wird der Schluckreflex ausgelöst. Infolge des Schluckreflexes hebt sich der Kehlkopf gegen den Kehldeckel, die Stimmlippen schließen sich fest zu und die Speiseröhre wird geöffnet. Nun kann die Nahrung über die Speiseröhre in den Magen gelangen.
Die Problematik beim Schluckvorgang
Im Rachen kreuzen sich Atem- und Nahrungswege. Die Atemluft strömt über die Nase in den Rachen, durch den Kehlkopf und die Luftröhre in die Lunge.
Die Nahrung gelangt über den Mund und den Rachen in die hinter der Luftröhre liegende Speiseröhre. Damit keine Nahrung in den Kehlkopf, die Luftröhre und in die Lunge eindringen kann, müssen die Luftwege rechtzeitig verschlossen werden. Dies darf nur einige wenige Sekunden dauern, weil der Mensch in dieser Zeit ja nicht atmen kann.
Der gestörte Schluckenablauf
Es können über den gesamten Schluckablauf hinweg, vom Aufnehmen der Nahrung in den Mund bis hin zum Transport in die Speiseröhre Beeinträchtigungen auftreten. Die können z.B. sein:
  • Schlechtes Kauen (wegen fehlender Zähne)
  • Ungenügendes Einspeicheln der Nahrung (rutscht schlecht)
  • Eingeschränkte Zungenbeweglichkeit
  • Schwierigkeiten beim Auslösen des Schluckreflexes
  • Transportprobleme im Rachen
  • Ungenügender Verschluß der unteren Luftwege
  • Ungenügende Öffnung des obenren Speiseröhrenverschlusses
  • und noch einiges mehr
Was ist so gefährlich an einer Schluckstörung?
Wenn Nahrung in die unteren Luftwege gelangt, besteht eine große Gefahr einer Lungenentzündung. Eine besondere Gefahr ist die "stille Aspiration", bei der Nahrung in die Lunge gelangt, ohne dass der Patient husten muss.
Mögliche Ursachen für eine Schluckstörung
Es können organische Ursachen vorliegen, d.h. dass ein Orgen seine Funktion nicht vollständig erfüllen kann, weil es z.B. in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist. Es kann aber auch eine Störung der Steuerung des Schluckvorganges vorliegen. Eine Schluckstörung kann durch viele Krankheiten ausgelöst werden, unter anderem durch:
  • Schlaganfall
  • Schädelhirntrauma
  • Tumore
  • Parkinson
  • ALS (Amythropische Lateralsklerose)
  • MS (Multiple Sklerose)
  • und viele mehr
Das Schlucken verändert sich aber auch durch allgemeine Alterungsprozesse. Auf diese Prozesse kann sich der Körper normalerweise gut einstellen und sie kompensieren. Durch Krankheit oder Verletzung kann es zu einer allgemeinen Schwächung des Körpers kommen, durch diedann auch die Schluckfähigkeit stark beeinträchtigt werden kann. Wenn ein patient schluckt, bedeutet dies nicht automatisch, dass die gesamte nahrung auch in die Speiseröhre gelangt.
Woran kann eine Schluckstörung erkannt werden?
  • Wiederkehrendes unklares Fieber
  • Vermehrtes Husten oder Räuspern beim Essen oder Trinken
  • Atemgeräusche
  • Belegte, gurgelnde Stimme
  • Nahrungsreste im Mund
  • Nahrung läuft aus dem Mund
  • nahrungsaufnahme dauert sehr lange
  • Mundtrockenheit oder Speichelfluss
  • Austrocknung
Was sollten Sie tun?
Sie sollten zunähst Kontakt mit Ihrem Arzt und einem Logopäden aufnehmen. Beide untersuchen das Schlucken und leiten - in Abhängigkeit von der Ursache - mögliche Maßnahmen zur Behebung der Störung ein.
Was ist das Ziel?
Zeil der Behandlung ist es, wenn irgend möglich eine normale ernährung durch den Mund zu ermöglichen.
Häufig hilft eine Anpassung der Nahrung an die Störung, sowie einige Hinweise, die beim Essen oder Trinken beachtet werden müssen. Gezielte logopädische Schlucktherapie kann die Schluckfähigkeit erheblich verbessern. Hilfsmitte, wie z.B. Trinkhalme, Becher, mit Nasenausschnitt, gebogenes Besteck, können die Nahrungsaufnahme erleichtern.
es kann auch sein, dass zur Sicherstellung der Versorgung mit Flüssigkeit und Nahrung, eine Magensonde gelegt werden muss. Die Sonde kann als eine vorübergehende Massnahme, oder auch als dauerhafte Maßnahme, oder auch als dauerhafte Möglichkeit zur Versorgung eingesetzt werden. Aber auch dann ist es stets das Ziel der Schlucktherapie, wieder möglichst rasch zu einer normalen Ernährung zurückzukehren.
Worauf ist beim Essen und Trinken zu achten?
  • Möglichst aufrechte Sitzhaltung, der Kopf sollte leicht nach vorn gebeugt sein
  • Essen in ruhiger Umgebung (möglichst nicht vor dem laufenden Fernseher)
  • Zeit zum Essen lassen
  • Auf geeignete Nahrungsmittel achten (gut gleitfähig, keine gemischten Konsistenzen z.B. Suppe mit Fleisch und Gemüsestückchen, keinen Reis
  • Darauf achten, dass ausreichend oft nachgeschluckt wird
  • Den Patienten noch mindestens 20 Minuten sitzen lassen
  • Mundpflege
Angepasste Nahrung
  • Nahrung sollte gut gleitfähig sein
  • Gegebenenfalls sollte die Nahrung fein püriert sein
  • Flüssigkeiten sollten mit einem Dickungsmittel (Quick-Dick Maisstärkepulver) angedickt werden
  • Änderung der Essgewohnheiten, Vermeidung bestimmter Nahrungskonsistenzen
Wichtige Hinweise
  • Nehmen Sie die Warnungen des Arztes oder Logopäden ernst
  • Essen oder trinken Sie nichts ohen Rücksprache mit dem Arzt oder Logopäden
  • Stimmen Sie die Art der Ernährung mit dem Arzt oder Logopäden ab
  • Fragen Sie bitte nach, wenn noch etwas unklar ist
Weitere Informationen erhalten Sie in der Abteilung Logopädie der Neurologischen Klinik des Evangelischen Krankenhauses Hattingen.


Seitenanfang  Schluckstörungen - Dysphagie ® 2005